Sind Holzautos die Zukunft der Automobilindustrie?

Holzelemente in Autos gelten als Luxus. Doch warum nur das Amaturenbrett aus dem edlen Rohstoff fertigen? Das Biofore Concept Car des finnischen Papierkonzerns UPM besteht zu 40% aus nachwachsenden Rohstoffen – darunter zum Großteil aus Holz. Auch die Kunststoffe sind dabei aus nachwachsenden Rohstoffen gefertigt. Doch wie kann das sein?

Ein Holzauto aus Finnland

Papier, Häuser, Möbel, Böden – in unserem Leben ist eine beträchtliche Menge an Alltagsgegenständen aus Holz gemacht. Bisher zählten dazu jedoch keine Autos. Zwar gilt Holz in der Automobilbranche seit eh und je als edler Baustoff um Teile des Innenraums zu verschönern – ein Auto komplett aus Holz gab es bisher aber noch nie. Das soll sich ändern! Zumindest wenn es nach dem finnischen Papierhersteller UPM geht. Der Konzern mit Werk in Augsburg stellt sich mit einer ganz eigenen Methode dem Problem der sinkenden Nachfrage nach Papier – und zwar mit dem Bau eines zum Großteil aus Holz bestehenden Autos. Das Biofore Concept Car besteht dabei zu rund 40% aus nachwachsenden Rohstoffen. So ist etwa die Karosserie teils aus Carbon und teils aus Zellulose-Fasern (die aus gehärtetem Kunstharz aufgebaut sind) gefertigt. Zudem bestehen die Reifen des Concept Cars komplett aus Lignin – dem Stoff, der für die Verholzung von Zellen verantwortlich ist. Doch nicht nur das Auto selbst, sondern auch der Treibstoff des runden Flitzers ist eine Besonderheit. Das Holzauto fährt nämlich mit einer besonderen Art Diesel, der aus einem Abfallstoff der Zellstoffproduktion hergestellt wird. Laut Angaben von UPM entsteht somit wesentlich weniger Schmutz und der CO2-Ausstoß kann um bis zu 80% gesenkt werden.

Holzplastik – Kunststoff aus Holz

Mit dem Biofore Concept Car setzt UPM neue Maßstäbe. Dass es sich bei deren Holz-Auto jedoch nur um die Spitze des Eisberges handelt, zeigen Firmen wie Tecnaro und Lenzing. Diese gehen noch einen Schritt weiter und beweisen, dass theoretisch jeder Kunststoff auf der Basis von nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden kann. Ein revolutionäres Konzept, denn die Produktion von Kunststoffen findet bisher fast ausschließlich auf der Basis von Erdöl statt. So beweist die Firma Tecnaro durch ihr Konzept der Verarbeitung von Lignin zu Granulat, dass Hartplastik auch mit nachhaltigen Rohstoffen erzeugt werden kann. Leider ist dieses Verfahren aufwendiger als die Herstellung von Plastik durch Erdöl. Aus diesem Grund muss aktuell noch mit höheren Preisen bei der Herstellung gerechnet werden. Der Trend geht jedoch klar in Richtung Nachhaltigkeit, denn die Nachfrage wächst. Ähnlich revolutionär ist das Konzept der Firma Lenzing, welche Zellulose-Fasern herstellt. Diese finden sich in immer mehr Bio-Kleidungsstücken und ersetzen schädliche Produkte aus Erdöl. Die Branche steht jedoch noch am Anfang, denn von den knapp 96 Millionen Kubikmetern Holz, das jährlich in Deutschland wächst, werden bisher nur knapp 8% zur Herstellung von Zellstoffen verwendet. Mehr als 50% des Holzes – und somit der bei weitem größte Teil – wird nach wie vor für die Energiegewinnung genutzt. Doch glaubt man den Zukunftsprognosen, wird sich dieses Verhältnis in den kommenden Jahren jedoch rasch verändern.

Quelle: Augsburger Allgemeine

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