Hellweg vor der Pleite? Die Baumarktkette in der Krise

Aktualisiert von Redaktion
am 20. Oktober 2025

Hellweg, eine der bekannten Baumarktketten in Deutschland und mit einzelnen Märkten in Österreich, steckt in einer schweren wirtschaftlichen Krise. In den vergangenen Monaten häuften sich Meldungen über Filialschließungen, Stellenabbau und drastische Sparmaßnahmen. Viele Kunden und Branchenbeobachter stellen sich die bange Frage: Ist Hellweg pleite oder von der Insolvenz bedroht? Dieser ausführliche Artikel beleuchtet die aktuelle Situation, die Hintergründe der Krise und die Maßnahmen des Unternehmens und gibt eine Einschätzung, ob Hellweg tatsächlich vor dem Aus steht.

Umsatzeinbruch nach dem Baumarkt-Boom

Die Probleme von Hellweg kommen nicht aus dem Nichts, sondern stehen stellvertretend für eine branchenweite Krise. Während der Corona-Pandemie erlebten Baumärkte einen beispiellosen Boom: Viele Menschen entdeckten das Heimwerken neu und bescherten Hellweg & Co. sprudelnde Einnahmen. Doch dieser Trend drehte sich in den letzten Jahren abrupt ins Gegenteil. Hohe Energiepreise, Inflation und eine allgemeine Konsumflaute führten dazu, dass größere Renovierungsprojekte und Anschaffungen aufgeschoben wurden. Die gesamte Branche konnte nicht mehr an die Umsatzzuwächse der Pandemiezeit anknüpfen.

Ein Blick auf die Zahlen verdeutlicht den Einbruch: Der Gesamtumsatz im deutschen Baumarkthandel sank von 22,14 Milliarden Euro im Jahr 2019 auf nur noch 20,92 Milliarden Euro im Jahr 2024 – ein deutlicher Rückgang, der auf strukturelle Ursachen schließen lässt. In diesem schwierigen Marktumfeld blieb auch Hellweg nicht verschont. Schon 2023 und 2024 verzeichnete das Unternehmen spürbare Umsatzrückgänge und Verluste, wodurch es unter erheblichen finanziellen Druck geriet. Die Kette, 1971 in Dortmund gegründet und lange als Traditionsunternehmen etabliert, kämpft nach über 50 Jahren nun um ihr Überleben.

Restrukturierung: Filialschließungen und Stellenabbau

Angesichts der angespannten Lage hat Hellweg bereits 2024 begonnen, gegenzusteuern. Im April 2024 leitete das Management eine umfassende Restrukturierung ein, um die drohende Schieflage zu korrigieren. Gemeinsam mit der Unternehmensberatung Roland Berger wurde ein Sanierungsplan erarbeitet und den finanzierenden Banken vorgelegt. Seitdem wurden zahlreiche Maßnahmen umgesetzt, die teils schmerzhaft für Mitarbeiter und Kunden sind, aber das Überleben der Firma sichern sollen.

Zu den zentralen Sanierungsmaßnahmen 2024/25 gehören unter anderem:

  • Räumungs- und Rabattaktionen: Um gebundenes Kapital freizusetzen, startete Hellweg ab Frühjahr 2024 großangelegte Rabattaktionen. So sollten Lagerbestände abgebaut und dringend benötigte Liquidität geschaffen werden. Kunden konnten von teils erheblichen Preisnachlässen profitieren, da Alles muss raus als Devise galt. In einigen Filialen wurden bis zu 50 Prozent Rabatt gewährt.
  • Stellenabbau: Ein drastischer Personalabbau wurde unumgänglich. Hellweg gab bekannt, über 10 Prozent der Stellen streichen zu müssen. Bei rund 4.000 Beschäftigten im Gesamtunternehmen bedeutete dies, dass etwa 400 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz verlieren könnten. Dieser Einschnitt betrifft vor allem die Mitarbeiter in den Märkten und der Verwaltung und soll die hohen Personalkosten senken.
  • Filialschließungen: Bereits 2024 zeichnete sich ab, dass nicht alle Standorte weiterbetrieben werden können. Anfangs war von mindestens drei Märkten die Rede, die auf der Streichliste standen. Schnell wurde klar, dass es noch mehr treffen würde. Hellweg schloss zunächst Filialen in Hanau (Hessen) und Münster (NRW), um erste Verluste zu begrenzen. Doch das war erst der Anfang.

All diese Schritte zeigen, wie ernst die Lage für Hellweg war. Das Unternehmen selbst sprach intern von einem Befreiungsschlag, den man mit den Einsparungen und Straffungen erreichen wolle. Durch die Konzentration auf ein profitables Standortportfolio – also nur noch Märkte, die wirklich rentabel sind – und eine schlankere Personalstruktur sollte eine nachhaltige Grundlage für die Zukunft geschaffen werden.

Schicksalsjahr 2025: Kampf um die Zukunft

Insbesondere das Jahr 2025 entwickelte sich zum entscheidenden Schicksalsjahr für Hellweg. Der Sanierungsprozess gelangte in eine kritische Phase, denn letztlich mussten die Banken vom Kurs des Unternehmens überzeugt werden, um frisches Geld bereitzustellen. Mitte Februar 2025 stand eine wegweisende Entscheidung bevor: Die kreditgebenden Banken prüften erneut das vorgelegte Sanierungsgutachten und bewerteten die Fortschritte. Diese Bewertung sollte darüber entscheiden, ob Hellweg eine Zukunft hat – sprich ob zusätzliche Kredite gewährt oder eventuell Kredite fällig gestellt würden. Branchenmedien beschrieben diese Bankensitzung drastisch als Moment, der über die Zukunft des Traditionsunternehmens entscheidet.

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Hellweg den Sparkurs intensiv vorangetrieben. Neben den bereits erwähnten Rabattaktionen und Stellenstreichungen bemühte sich die Geschäftsführung auch um externe Lösungen: So versuchte Hellweg 2024, bei der Rewe-Tochter Toom Baumarkt unterzuschlüpfen. Eine Übernahme oder Fusion wurde sondiert, um die Zukunft zu sichern. Doch dieser Deal scheiterte Anfang 2024, angeblich an unterschiedlichen Preisvorstellungen und strategischen Differenzen. In der Folge beendete Hellweg Ende 2024 die gemeinsame Einkaufskooperation mit Toom, was kurzfristig den Druck auf Hellweg noch erhöhte. Denn ohne die Einkaufsgemeinschaft musste Hellweg Material und Ware wieder eigenständig und damit teurer beschaffen – ein Nachteil im Wettbewerb.

Durch den geplatzten Toom-Deal suchte Hellweg nach neuen Partnerschaften. So wurde eine Kooperation mit der Baumarkt-Allianz Hagebau ins Gespräch gebracht. Hagebau ist ein Einkaufsverbund vieler unabhängiger Baumärkte, der seinen Mitgliedern bessere Konditionen beim Wareneinkauf ermöglicht. Eine solche Anbindung könnte Hellweg helfen, Kosten zu senken. Offiziell bestätigt wurde dieses Vorhaben jedoch zunächst nicht. Dennoch zeigt sich: Hellweg prüfte alle Optionen, um seine Zukunft zu sichern, von harten Sparmaßnahmen bis zur Partnersuche in der Branche.

Im Mai 2025 verdichteten sich schließlich die Hinweise, dass Hellweg einen wichtigen Meilenstein erreicht: Laut Insiderinformationen stand der Abschluss einer Refinanzierung mit den Banken kurz bevor. Diese Nachricht war für Hellweg überlebenswichtig, denn eine erfolgreiche Refinanzierung bedeutet, dass die Banken dem Sanierungsplan vertrauen und Hellweg weiter mit Krediten versorgen. Die Insolvenzgefahr wäre damit vorerst abgewendet.

Zeitgleich mit diesen Finanzverhandlungen ging der Kahlschlag im Filialnetz weiter. Hellweg bestätigte im Mai 2025, dass man sich an die veränderten Marktbedingungen anpasse und sich auf rentable Standorte konzentrieren werde. Konkret sickerte durch, dass mindestens sieben weitere Filialen geschlossen werden sollen – zusätzlich zu den bereits dichtgemachten Märkten. Die Standorte Hanau und Münster waren da bereits vom Netz, nun standen unter anderem Häuser in Nordrhein-Westfalen auf der Liste. Schließlich wurde publik, dass insgesamt zehn Hellweg-Standorte 2024/25 schließen werden.

Auswirkungen in Deutschland und Österreich

Die angekündigten Filialschließungen betreffen verschiedene Regionen, wobei ein Schwerpunkt in Nordrhein-Westfalen liegt – dem Stammland von Hellweg. So wurden zum Beispiel die Schließungen der Märkte in Münster-Loddenheide, Hagen-Boele, Essen-Altenessen, Bonn-Duisdorf, Oberhausen, Werl und Duisburg bekannt. Auch außerhalb NRWs hat Hellweg Federn gelassen: In Hanau musste ein Baumarkt dichtmachen, ebenso ein Standort in Berlin-Weißensee sowie der Markt in Halle/Saale. Die meisten dieser Filialen wurden schon bis August 2025 geschlossen, teils begleitet von Ausverkäufen, bei denen die Regale leerverkauft wurden.

Hellweg begründet die Standortschließungen mit der Notwendigkeit, sich auf profitable Märkte zu konzentrieren und Überkapazitäten abzubauen. Tatsächlich litten viele dieser Filialen unter geringer Rentabilität – etwa wegen nahegelegener Konkurrenz oder zu großer Verkaufsflächen bei rückläufiger Kundenzahl. Trotz der schmerzhaften Einschnitte bemüht sich Hellweg um sozialverträgliche Lösungen. Entlassungen sollen möglichst vermieden werden, indem Mitarbeiter nach Möglichkeit in andere Hellweg-Märkte versetzt werden. Auch für Auszubildende fand Hellweg eigenen Angaben zufolge Übernahmeplätze in noch bestehenden Märkten.

Nicht nur in Deutschland, sondern auch in Österreich hat die Krise Spuren hinterlassen. Hellweg betreibt in Österreich zwar nur wenige Märkte, doch auch dort gab es Schließungen. Ein besonders symbolträchtiges Beispiel ist Vöcklabruck in Oberösterreich: Dort wird der Hellweg-Baumarkt nach 45 Jahren Betrieb Ende Oktober 2025 für immer seine Türen schließen. Dieser Markt, früher unter dem Namen Baufreund bekannt, war eine Institution vor Ort. Die Gründe für das Aus in Vöcklabruck liegen vor allem in zu geringen Umsätzen und starker Konkurrenz in der Region. Interessant ist, dass in diesem Fall Hellweg selbst den Pachtvertrag beendet hat – die Vermieter hätten den Standort gerne weitergeführt, doch Hellweg zog sich aktiv zurück. Dies unterstreicht, dass die Unternehmensführung konsequent unrentable Filialen aufgibt, um das Gesamtschiff zu stabilisieren.

Während Österreich für Hellweg eher ein Randmarkt ist, konzentrieren sich die Maßnahmen doch vor allem auf Deutschland, wo Hellweg rund 95 Märkte betrieb. Nach den Schließungen dürfte die Anzahl der Hellweg-Baumärkte deutlich unter dieser Marke liegen. Zusätzlich betreut Hellweg noch etwa 50 BayWa Bau- und Gartenmärkte in Süddeutschland, die zur Unternehmensgruppe gehören. Diese wurden in den Sanierungsberichten manchmal mitgezählt. Die BayWa-Märkte sind jedoch ein eigenes Joint Venture und scheinen von der aktuellen Krise weniger direkt betroffen zu sein.

Ist Hellweg pleite oder noch zu retten?

Angesichts all dieser Hiobsbotschaften drängt sich die Kernfrage auf: Steht Hellweg vor der Insolvenz oder konnte eine Pleite abgewendet werden? Nach gründlicher Recherche lässt sich festhalten: Hellweg ist aktuell nicht insolvent. Zwar war die Lage zeitweise äußerst kritisch – so kritisch, dass Medien im Januar 2025 von einem Taumeln des Unternehmens berichteten und 4.000 Mitarbeiter um ihre Jobs bangten. Doch durch die eingeleiteten Maßnahmen und vor allem durch die Unterstützung der Banken scheint Hellweg vorerst die Kurve gekriegt zu haben. Die Refinanzierung mit den Banken steht oder stand kurz vor dem Abschluss, was bedeutet, dass Hellweg frisches Kapital und verlängerte Kreditlinien erhält. Damit kann der Betrieb weiterlaufen und die Sanierung fortgesetzt werden, ohne dass ein Insolvenzantrag gestellt werden muss.

Mit anderen Worten: Hellweg ist derzeit nicht von einer unmittelbaren Pleite bedroht. Das Unternehmen hat drastische Schritte unternommen, um die Zahlungsfähigkeit zu sichern, und diese zeigen Wirkung. So wurde durch Filialschließungen und Kostenreduktion die finanzielle Belastung verringert, während die anstehenden Kreditzusagen der Banken für dringend benötigte Liquidität sorgen. Hellweg selbst kommuniziert, man habe sich auf die geänderten Marktbedingungen eingestellt und eine nachhaltige strukturelle Grundlage geschaffen – also die Voraussetzungen, um wieder profitabel arbeiten zu können.

Allerdings bedeutet diese Entwarnung nicht, dass Hellweg automatisch über den Berg ist. Die Baumarkt-Branche bleibt 2025 insgesamt schwierig, und Hellweg hat einen harten Konsolidierungskurs eingeschlagen, der erst langfristig Früchte tragen wird. Das Management rechnet eigenen Angaben zufolge auch 2025 noch mit einem nachhaltig schwachen Markt und plant entsprechend vorsichtig. Experten sprechen von einer Marktbereinigung im DIY-Sektor: Schwächere Anbieter müssen sich neu erfinden oder werden vom Markt verschwinden. Hellweg hat mit seiner Restrukturierung hier einen drastischen Schritt vollzogen, um nicht zu den Verlierern zu gehören.

Fazit

Hellweg ist nicht pleite, aber die vergangenen zwei Jahre haben das Unternehmen an den Rand der Insolvenz gebracht. Durch entschlossenes Gegensteuern – Filialabbau, Kostensenkung, Refinanzierung – konnte bislang ein Insolvenzantrag vermieden werden. Die Frage, ob Hellweg dauerhaft überlebt, wird davon abhängen, ob die getroffenen Maßnahmen ausreichen, um das Unternehmen zurück in die Gewinnzone zu führen. Zum jetzigen Zeitpunkt aber steht Hellweg noch nicht vor dem Aus. Die Baumarktkette kämpft weiter um ihre Zukunft, hat jedoch zumindest kurzfristig Luft gewonnen. Für Kunden bedeutet das, dass Hellweg-Märkte, wenn auch in reduzierter Zahl, weiterhin geöffnet sind und der Name Hellweg vorerst im Handel bestehen bleibt. Wie nachhaltig der Sanierungskurs greift, werden die kommenden Monate und Jahre zeigen. Doch eines ist klar: Die Frage nach der Hellweg-Pleite kann aktuell verneint werden – das Unternehmen befindet sich in schwerer See, aber es ist ihm gelungen, das Ruder herumzureißen, bevor es endgültig auf Grund lief.

Entdecken sie unsere Kategorien

Ratgeber & Wissen

Schritt-für-Schritt-Anleitungen und Inspiration für Heimwerker und Profis.

Garten & Outdoor

Ideen, Materialien und Baupläne für Gartenhäuser, Terrassen & mehr.

Holzarten & Materialien

Alles über Massivholz, Platten, Pflege und Nachhaltigkeit.

Experten & Händler

Finde Holzhändler und Spezialisten direkt in deiner Region.

Pelletöfen sind eine klimafreundliche Alternative zu herkömmlichen Scheitholzöfen. Sie verbrennen kleine, gepresste Holzpellets aus Sägeholz, was einen höheren Heizwe…

Kaminöfen stehen zu Recht als Sinnbild für Gemütlichkeit und Wärme in den eigenen vier Wänden. Doch Kaminöfen sind mehr als nur nostalgische Deko. Als Wärmequ…

Holz ist nicht gleich Holz – das merkt man spätestens beim ersten Gang durchs Sägewerk oder beim Gespräch mit einem Schreiner. Die Auswahl an Holzarten für den Innena…

Aktion-Holz 2025 © All rights reserved.