Die Nachricht schlug hohe Wellen: Ein Hagebaumarkt meldet Insolvenz an, nach fast 40 Jahren muss eine Filiale schließen. Solche Schlagzeilen sorgen für Verunsicherung bei Kunden und Mitarbeitern: Steht Hagebaumarkt insgesamt vor der Pleite? Ist die gesamte Baumarkt-Kette in Zahlungsschwierigkeiten oder gar von der Insolvenz bedroht? Diese Frage stellen sich viele, nachdem zuletzt einzelne Standorte aufgeben mussten und Branchenexperten von einer Krise in der Baumarkt-Branche sprechen. In diesem Artikel beleuchten wir ausführlich die aktuelle Lage der Hagebau-Gruppe im Jahr 2025, erklären Hintergründe und gehen der Frage nach, ob der Unternehmensverbund tatsächlich wankt oder trotz aller Herausforderungen finanziell stabil dasteht.
Der Auslöser der jüngsten Spekulationen war die Insolvenz des Hagebaumarkts in Langenfeld in Nordrhein-Westfalen. Nach knapp vier Jahrzehnten Betrieb musste dieser Standort Anfang 2024 Insolvenz anmelden. Bilder vom Räumungsverkauf und Medienberichte über eine mögliche Baumarkt-Pleite sorgten schnell für Gerüchte, die sich auch auf andere Regionen ausweiteten. Besorgte Stimmen fragten, ob weitere Hagebaumarkt-Standorte betroffen seien, etwa auch das große Zentrallager im bayerischen Burgau, das Hunderte Märkte beliefert.
Die Hagebau-Unternehmensleitung reagierte umgehend und stellte klar: Die Insolvenz betrifft nur den Hagebaumarkt Langenfeld und ist damit ein Einzelfall. Weder die rund 600 anderen Einzelhandelsstandorte, die von über 350 rechtlich selbstständigen Gesellschaftern betrieben werden, noch die Hagebau-Kooperation selbst sind davon betroffen. Mit anderen Worten: Die Pleite in Langenfeld ist kein Zeichen einer Ketten-Insolvenz, sondern ein lokaler Sonderfall.
Hagebau ist kein zentral geführtes Filialunternehmen, sondern ein Kooperationsverbund selbstständiger Händler. Jeder Hagebaumarkt gehört in der Regel einem regionalen Unternehmer. Geht eine dieser Firmen in die Knie, bedeutet das nicht automatisch, dass die gesamte Kooperation zahlungsunfähig wäre. Ähnliche Einzelfälle, etwa die Schließung einer Hagebau-Filiale in Österreich, verliefen sogar ohne Insolvenzverfahren, sondern als geordnete Aufgabe aus wirtschaftlichen Gründen.
Für die Stammkunden und Beschäftigten der übrigen Hagebaumärkte ist zunächst wichtig: Die Schließung einzelner Märkte signalisiert keine akute Pleite der gesamten Marke. Dennoch lohnt ein genauer Blick: Warum geraten einzelne Hagebau-Händler unter Druck? Und wie steht es um die übergeordnete finanzielle Situation der Hagebau-Kooperation?
Um Hagebaus Situation einzuordnen, muss man die allgemeine Krise in der Baumarkt-Branche betrachten. Was nach den Boomjahren 2020 und 2021 wie eine Erfolgsgeschichte aussah, entpuppt sich nun als Katerstimmung. Die gesamte Branche steckt in Schwierigkeiten: Umsätze fallen, Kosten steigen und einige Ketten schließen reihenweise Filialen. Der Handelsverband meldete für 2023 nur noch 20,9 Milliarden Euro Branchenumsatz – über eine Milliarde Euro weniger als fünf Jahre zuvor. 2024 verlief ebenfalls schwach. Der kurzfristige Pandemie-Boom hat zu Überkapazitäten geführt, die nun schmerzhaft bereinigt werden.
Exemplarisch ist der Fall Hellweg: Die Baumarktkette aus Dortmund kämpft seit 2024 ums Überleben, hat mehrere verlustreiche Standorte geschlossen und Personal abgebaut. Über 10 Prozent der Stellen wurden gestrichen, Rabattaktionen sollen Lagerbestände abbauen. Nur wenn ein Sanierungsgutachten die Zukunftsfähigkeit belegt, geben Banken weitere Kredite. Intern heißt es, Hellweg sei zu klein, um langfristig allein einzukaufen. Der Druck zur Kooperation mit größeren Verbünden wächst. Gespräche mit Wettbewerbern scheiterten bislang, aber das Beispiel zeigt, wie stark die Branche in Bewegung ist.
Auch andere Traditionsunternehmen wanken: Im Sommer 2025 meldete die Brüder Schlau Gruppe, Betreiber der Hammer-Baumärkte, Insolvenz an. Rund 240 Filialen mit fast 4.000 Mitarbeitern sind betroffen. Zugleich kündigten Wettbewerber wie Toom oder Obi weitere Schließungen an. Ein zentrales Problem ist das Überangebot an Fläche: Viele Baumärkte sind zu groß dimensioniert, die Kundenfrequenz reicht oft nicht mehr aus, um die hohen Fixkosten zu decken. Hinzu kommt der Kostendruck durch gestiegene Energiepreise und Zinsen, die Liquidität binden.
Parallel verändert sich das Konsumverhalten: Jüngere Zielgruppen kaufen seltener stationär im Baumarkt, viele traditionelle Märkte wirken aus der Zeit gefallen. Die digitale Konkurrenz und spezialisierte Onlinehändler gewinnen Marktanteile. Wer hier nicht gegensteuert, verliert Anschluss. Branchenkenner erwarten deshalb eine Marktbereinigung, bei der am Ende weniger, stärkere Anbieter übrigbleiben. Vor diesem Hintergrund steht auch Hagebau unter Druck, sich neu zu positionieren.
Die Hagebau Handelsgesellschaft mit Sitz in Soltau ist ein Verbund von rund 330 Hagebaumärkten sowie weiteren Fachhandelsstandorten. In den vergangenen Jahren profitierte Hagebau stark vom Heimwerkerboom, doch seit 2023 stagniert der Umsatz, vor allem im professionellen Baustoffhandel. Im Jahr 2024 sank der Umsatz im Fachhandelsgeschäft, während der Einzelhandel mit den Baumärkten leicht zulegen konnte. Diese gegenläufige Entwicklung erklärt, warum Hagebau einerseits gute Gewinnzahlen vorlegt, andererseits aber an bestimmten Stellen den Gürtel enger schnallen muss.
Anfang 2025 gab die Geschäftsführung einen deutlichen Sparkurs bekannt. 73 Stellen am Hauptsitz in Soltau wurden gestrichen, rund neun Prozent der dortigen Belegschaft. Der Abbau erfolgte größtenteils sozialverträglich, um betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden. Angesichts der anhaltenden Krise in der Branche bezeichnete Hagebau diesen Schritt als notwendig, um die Kostenstruktur an die veränderten Marktbedingungen anzupassen. Insgesamt sollen so Einsparungen in Millionenhöhe erzielt werden.
Gleichzeitig investiert Hagebau weiter in zukunftsrelevante Bereiche wie die Digitalisierung und die Verbesserung der Stammdaten-IT. Man setzt auf eine Omnichannel-Strategie, um Online-Shop und stationäre Märkte stärker zu verknüpfen. Damit will das Unternehmen Kosten senken, aber auch langfristig wettbewerbsfähig bleiben.
Eine der größten Herausforderungen ist derzeit der Verlust von Franchisepartnern. Zahlreiche Hagebaumärkte werden von mittelständischen Unternehmern betrieben, die ihren Franchisevertrag mit Hagebau haben. Viele dieser Verträge laufen Mitte 2026 aus, und Marktführer Obi versucht, diese Partner abzuwerben. Bereits mehrere Hagebau-Gesellschafter haben den Wechsel angekündigt, insgesamt rund 18 Märkte. Weitere Standorte könnten bis Ende 2025 folgen.
Obi lockt die Partner mit attraktiven Konditionen und Unterstützung beim Umbau. Für Hagebau bedeutet das eine Verringerung des gemeinsamen Einkaufsvolumens und damit eine schwächere Verhandlungsposition gegenüber Lieferanten. Dennoch betont die Hagebau-Zentrale, dass weiterhin über 350 selbstständige Händler Teil der Kooperation bleiben. Im Ausland wächst die Gruppe sogar weiter, etwa durch neue Partner in Österreich. Der Wettbewerb um Franchisepartner bleibt jedoch hart.
Ein weiterer Grund für den Partnerverlust liegt in der Kritik an der langsamen Digitalisierung. Ehemalige Führungskräfte bemängeln, dass Hagebau in den Jahren des Online-Booms zu wenig in digitale Vertriebskanäle investiert habe. Während Konkurrenten wie Obi oder Hornbach früh Online-Shops und digitale Services ausbauten, blieb Hagebau lange beim klassischen Filialgeschäft. Das rächt sich nun, da die Kundenfrequenz in den Märkten sinkt.
Mittlerweile arbeitet Hagebau daran, diesen Rückstand aufzuholen. Die Einführung moderner ERP-Systeme, eine einheitliche Datenstruktur und eine Omnichannel-Plattform sollen das Unternehmen zukunftsfähig machen. Dennoch gilt: Das Vertrauen mancher Partner ist angekratzt. Hagebau muss beweisen, dass die Digitalisierung ernst genommen und konsequent umgesetzt wird.
Trotz Sparkurs und Umstrukturierung ist Hagebau finanziell stabil. 2024 war eines der besten Jahre in der Geschichte der Kooperation. Das Unternehmen erwirtschaftete ein Gesamtergebnis aus Bonuszahlungen und Jahresüberschuss von rund 500 Millionen Euro. Auch wenn ein Teil davon auf interne Boni entfällt, bleibt der Kern klar: Hagebau ist profitabel und weit entfernt von einer finanziellen Schieflage.
Der Gesamtumsatz lag bei rund 6,17 Milliarden Euro. Die leichte Reduktion im Vergleich zum Vorjahr resultierte hauptsächlich aus internen Umstellungen. Operativ blieb das Handelsvolumen stabil, während die Effizienz stieg. Hagebau konnte die Bonusquote für Gesellschafter sogar noch erhöhen. All dies zeigt: Die Substanz ist vorhanden, das Unternehmen wirtschaftet solide und verfügt über ausreichende Rücklagen.
Vor gut zehn Jahren ging mit Praktiker eine der größten Baumarktketten Deutschlands in die Insolvenz. Viele fragen sich, ob Hagebau ein ähnliches Schicksal droht. Nach aktuellem Stand ist das nicht der Fall. Hagebau ist weder überschuldet noch zahlungsunfähig. Einzelne Filialschließungen ändern daran nichts, solange die Kooperation insgesamt gesund bleibt. Und das ist derzeit der Fall.
Zwar schrumpft Hagebau durch Partnerwechsel und Konsolidierung, doch das Unternehmen steht finanziell auf sicherem Fundament. Die Kooperation arbeitet an neuen Strukturen, setzt auf Digitalisierung und stärkt das gemeinsame Auftreten im Markt. Der eingeschlagene Kurs aus Sparsamkeit und Innovation scheint geeignet, um die Krise zu überstehen.
Aktuell ist Hagebaumarkt nicht von einer Pleite bedroht. Zwar steckt der Verbund in einem erheblichen Transformationsprozess und muss Verluste von Partnern sowie eine schwache Baukonjunktur verkraften, doch die finanzielle Substanz ist solide. Zahlungsschwierigkeiten oder eine drohende Insolvenz sind nicht erkennbar. Im Gegenteil: Hagebau erwirtschaftet Gewinne und investiert gezielt in die Zukunft. Die kommenden Monate werden zeigen, ob der eingeschlagene Weg Erfolg hat – doch Stand Oktober 2025 gilt: Hagebaumarkt ist weit entfernt von der Pleite.
Bildquelle: https://hagebau.com/presse-medien

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