Besteht unsere Grillkohle aus Tropenholz?

Nur ein kleiner Teil der hierzulande genutzten Grillkohle stammt aus Deutschland. Neben Osteuropa ist Südamerika ein Hauptlieferant für unsere Grillkohle. Schade nur, wenn dafür der Regenwald abgeholzt wird. Mit einem neuen Analyseverfahren können Hamburger Forscher die Herkunft von Grillkohle schnell und einfach bestimmen. Werden unsere Grillfeste dadurch grüner?
Grillen verboten

Die günstigste Holzkohle kommt aus dem Regenwald

Auch wenn 2016 auf Grund des unbeständigen Sommers viele Grillfeste ins Wasser gefallen sind, wurden auch dieses Jahr wieder über 250.000 Tonnen Grillkohle aus der ganzen Welt nach Deutschland importiert. Große Teile der günstig zu produzierenden Kohle kommen dabei von unseren osteuropäischen Nachbarn, sowie aus Südamerika. Leider bedeutet eine Herkunft aus Argentinien oder Paraguay oft, dass für unseren gemütlichen Grillabend wertvoller Regenwald weichen musste. Durch undurchsichtige Herkunftsbestimmungen bleibt dies vom Verbraucher weitestgehend unbemerkt. So wird aus dem klimaneutralen Rohstoff Holz ein wahrer Klimakiller und der heimische Grill zur CO²-Fabrik. Doch was können wir dagegen tun?

Zerstörung des Regenwaldes durch Doppelbelastung

Für den Endverbraucher ist nicht immer klar, woher die Grillkohle aus dem Supermarkt eigentlich kommt. Doch nicht alle Hersteller versuchen die Herkunft zu verschleiern. Manche Anbieter werben sogar mit Kohle aus Südamerika, da beispielsweise Grillkohle vom seltenen Quebracho-Baum als besonders aromatisch angesehen wird. Das dafür ein Baum gefällt wird, der auf der roten Liste der Weltnaturschutzorganisation IUCN steht, scheint dabei nur wenige zu interessieren. Ironischerweise ist der Hauptgrund für das Abholzen von Regenwald meistens die Nachfrage nach Weidefläche, um die auf der ganzen Welt beliebten argentinischen Rinder zu züchten. Somit entsteht eine wahre Doppelbelastung für den Regenwald, denn dieser wird nicht nur für Kohle, sondern auch für die Fleischproduktion abgeholzt. Wer beim Grillen Fleisch und Kohle aus Südamerika nutzt, sollte sich über diese Tatsache stets im klaren sein.

Neue Analysetechnik kann die Abholzung des Regenwaldes verringern

Die Frage, wie man die Herkunft von Grillkohle besser bestimmen kann, haben sich auch Forscher am Thünen-Kompetenzzentrum in Hamburg gestellt. Um herauszufinden für welche Grillkohle Regenwald weichen musste, haben sie ein Verfahren entwickelt, mit dem die Herkunft von Grillkohle schnell und einfach bestimmt werden kann. Das bisher genutzte Verfahren war langwierig und kostenintensiv, weshalb mit der neuen halbautomatischen Mokroskopiertechnik ein weitaus effektiverer Nachweis möglich ist. Das neue Verfahren ist für Supermärkte, Verbraucherschutzeinrichtungen und die Behörden, vor allem aber auch für den Endverbraucher von großem Nutzen. Bei einer ersten Untersuchung von 18 verschiedenen Holzkohleanbietern, fanden die Hamburger Wissenschaftler bereits 3 Verstöße gegen die Herkunftsangaben. Durch die neue Technologie werden sich Hersteller und Vertreiber ab sofort zweimal überlegen, ob es sich für sie lohnt den Regenwald für ein minimal günstigeres Produkt zu gefährden – oder ob es nicht doch schlauer ist, regional und nachhaltige Holzkohle herzustellen.

Quelle: WirtschaftsWoche

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